MondSeite


Nebelgrau die Felder, dunkel das Land
Frösteln in der Kälte
Einsam sein
Tropfen, Himmel, Wasser, Luft
Wirbel, Blätter, Wind und Sturm
Was sanft begann
endet tödlich

Viele leise Schritte zum Abgrund,
viele sanfte Worte ins Verhängnis
und ein paar Handgriffe
und schon ist es aus mit dem Leben
und schon wird ein Laut
nicht mehr zum Schrei

Kraft erlischt,
es verlöschen die Erfahrungen
von dreißig Jahre Leben
Zurück bleibt die Hülle
und die erzählt uns nichts mehr

Auf die Suche gehen heißt Illusion
es sei denn
man glaubt an Tischerücken
und verschafft sich so einen Trost
wenn man weiter nichts hat

Wo ist die Hoffnung hingegangen
du hast sie mitgenommen
ins Grab
und ich stehe im Wind und friere
und suche deinen Geist über den Feldern

Ich suche Spuren,
und weiß doch
daß da nichts mehr ist
und ich nur nach mir selber suche,
nach meinem eigenen bißchen Leben,
das da zwischen Erde und den Steinen geronnen ist

Ich will mir selbst ein wenig Wärme geben
und ein Daheimsein im Kennen und Deuten
denn sonst
bliebe nur ein Schrei und das inwendige Weinen
das ich mehr fürchte
als Schmerzen von langer Dauer.


Sigrid Engelbrecht, 1994