Schwarze Schwingen



Salzige Wellen, Massen von Tang
Es riecht nach totem Fisch
und bis zum Horizont verölt
die Landschaft, die einmal ein Strand war

Zerstört wird, was heilig ist,
das Meer, der Boden, die Luft
Große alte Plätze werden
Fraß
für klaffende Baggermäuler

Das Gesetz des Mehr und Schneller und Stärker
das Gesetz von "Oben" und "Unten"
haben die selbsternannten Herren
tief
in die Herzen der Menschen gebrannt

"Macht Euch die Erde untertan"
Wahrlich, dies ist gelungen!
Mutter Natur,
ausgeraubt,
erniedrigt,
vergiftet,
scheint bezwungen.

Der Gott des Geldes,
der schicke Gott des Profits
nimmt weiter und weiter
Opfer entgegen
und belohnt seine Diener
mit einem Platz an der Sonne

Was aber, wenn die Strahlen dieser Sonne
nun ungehindert, ganz frei und
ganz demokratisch
schwarze Flecken malen
und auch die schicken Diener
ihre Haut nicht retten können,
so daß sie sich verbergen müssen
im Dunkel ihrer Paläste?

Denn, seht: schon naht auf schwarzen Schwingen
heran die Todesgöttin
Und niemand
hat die Macht, sie zu bezwingen
Der Gott des Geldes stirbt
Goldbehangen
in einer Ackerfurche.

 

Sigrid Engelbrecht 1991